Aero-Bremsscheibencover

Die Nummer mit den Scheibenbremsen hat im Rennrad- und Triathlonmarkt nicht zuletzt wegen des Gewichts und der Aerodynamik viele Jahre Verspätung hinter den Mountainbikes. Oberklasse-Hesteller stellen sich auf den Kopf, um die Scheibenbremskörper im Windschatten der Gabelscheiden zu verstecken, was wieder zu mehr Gewicht führt und häufig zu schlecht erreichbaren Schrauben und allgemein ungünstiger Wartbarkeit. Was aerodynamisch rund um die Hinterradbremse los ist, kann man sich vorstellen, macht im Luftstromchaos der pedalierenden Beine aber wahrscheinlich auch keinen Unterschied mehr.
In dieses ganze aerodynamische Scheibenbremsgeschehen zielt nun Evolve Aero mit ihren Aeroto Bremsschreibencovern. Grundsätzlich eine nachvollziehbare Idee, drehen sich die Scheiben mit ihren eigenen Speichen doch genauso im Wind, wie die Laufräder, an denen sie befestigt sind. Evolve Aero selber schreiben, dass sie vor allem für das Vorderrad gedacht sind. Auch das ist aus o.g. Grund wenig überraschend.
Nun aber zur Einschätzung
Extrem bedenklich finde ich, dass Evolve Aero selber darauf hinweisen, nicht zu viel zu Bremsen („we do not recommend it for races where prolonged heavy braking is required“). Würden die Bremsscheiben heiß, könnte das Carbon der Aerodisc delaminieren und die Disk schlimmstenfalls zerstören, sich in den drehenden Laufrad-Speichen verfangen und zum Sturz führen. Würden Fahrrad- genauso wie Autoteile eine Zulassung brauchen, würden die Cover krachend durchfallen.
Auch ohne Windkanaltest wage ich den Nutzen der ganzen Apparatur zu bezweifeln. Die frontale Angriffsfläche von Bremsscheibe und Körper können die Cover nicht kaschieren. Bleiben die seitliche Fläche und die rotierenden Speichen. Bei Laufrädern dienen Hochprofilfelgen oder Scheibenräder u.a. dazu, die Speichen teilweise oder ganz aus dem Wind zu nehmen, weil sich diese sehr schnell durch den Wind drehen. Die Bremsscheiben hingegen sind um ein Vielfaches kleiner, deren „Speichen“ legen also viel kürzere Wege durch den Wind zurück und die seitliche Angriffsfläche allgemein ist winzig im Vergleich zum Rest des Laufrades. Evolve Aero sprechen von 0,5 bis 2 Watt Ersparnis. 2 Watt halte ich für utopisch.
Fazit
Und so gilt wie so häufig: Wer auf der Suche nach den letzten Watt-Bruchteilen ist, mag hier fündig werden. Otto-Normal-Fahrer, die am Raceday ihre PB pulverisieren wollen, können sehr viel günstiger und vor allem auch ohne Sicherheitsrisiko an ganz vielen anderen Schrauben drehen. Mehr dazu im Artikel Marginal Gains.
Link zum Produkt: https://www.revolverwheels.co.uk/shop/components-accessories/revolver-aeroto/