Lohnen sich Race-Reifen?
das Auf der Suche nach verschenkten Watts am Zeitfahrrad (siehe Marginal Gains) schweift der Blick mit als erstes auf Räder und Reifen. Eine sehr gute Hilfe auf der Suche nach schnellem Gummi sind die Kollegen von Bicycle Rolling Resistance (BRR). In deren Liste fast ganz oben stand zur Zeit des Tests der Vittoria Corsa Speed G2.0 TLR. Dass BRR dem Reifen eine schlechte Pannensicherheit bescheinigte, schreckte mich nicht ab. Schließlich fahre ich nur auf vermeintlich guten Straßen und ein Reifen, der das nicht aushält, würde es ja wohl nicht auf den Markt schaffen.
Reifen aufziehen
Einen ersten Downer gab es schon beim Setzen und Aufpumpen als Tubeless-Setup. Die Vittorias sind derart weich und bringen so wenig Spannung ans Felgenhorn, dass die aus der Tubeless-Pumpe einschießende Luft an diversen Stellen direkt wieder entwich. Abhilfe schaffte das Andrücken der Reifen mit einem Spanngurt. 30ml Dichtmilch rein, aufpumpen und gut verschütteln, aber das Drama ging weiter: Beide Reifen verloren gut 0,2 bar pro Stunde. Für ein längeres Rennen nicht zu gebrauchen, weil all die beim Rollwiderstand des Reifens eingesparten Watt früher oder später für die Walkarbeit draufgehen würden. Etwas mehr Dichtmilch und noch mehr Verschütteln brachten etwas Abhilfe, richtig gut wurde es aber nicht. Vielleicht lag es auch an der Kombination mit 2021er ZIPP-Felgen?
Testfahrt
Ich bin trotzdem zu einer Testfahrt aufgebrochen, während deres es leider anfing zu regnen. Dass etwas nicht stimmt, war klar als von hinten ein Zischen zu hören war. Das erste Loch hatte die Dichtmilch aber noch verschließen können. Kurz darauf mussten wir leider etwas Schotter passieren und da half dann auch die Dichtmilch nicht mehr… diesmal war das Vorderrad dran und komplett platt. Zugegebenermaßen alles andere als ideale Bedingungen für einen ausgewiesenen Race-Reifen. Im Regen wurden also die Handschuhe übergestreift, um mich nicht mit Dichtmilch einzusauen und das Vorderrad mit einem Schlauch repariert. Schöne Sauerei, aber nungut.
Ein paar Tage später war ich dann mit dem so geflickten Rad unterwegs bei bestem Wetter auf trockener sauberer Straße und besaß anscheinend die Frechheit, aus Versehen über einen scharfkantigen Kiesel zu fahren mit dem Ergebnis, dass ein Cut durch Reifen und Schlauch die Ausfahrt nach 3km beendete.
Ergebnis
Pannensicherherheit und fehlende Festigkeit machen den Vittoria Corsa Speed G2.0 TLR unbrauchbar und erst recht im Rennen würde ich ihn, trotz des merklich leichteren Laufs, nicht fahren wollen, um nicht die ganze Zeit Angst vor einer Panne haben zu müssen.
Auch wenn der Pannenschutz Watts schluckt, sollte man nicht zu tief im Trüben fischen, wenn es um mehr Speed geht. Das kann gehörig nach hinten losgehen und schon steht man im Rennen am Straßenrand, flucht und flickt.
Also lieber doch eine Etage sicherer unterwegs sein und ein paar wenige Watts verschenken. Eine Kombination aus Tubeless-Reifen und Latex- oder TPU-Schlauch ist laut BRR ein guter Kompromiss.